
Die Freiheit, Akzente zu setzen
Die Unternehmensgeschichte von C.HAFNER ist so facettenreich, wie die Menschen, die das Unternehmen über Jahrzehnte, gar Jahrhunderte, auf Kurs hielten. Wer sich in sie vertieft, kommt zu dem Schluss: C.HAFNER gibt es seit 175 Jahren dank Resilienz, unternehmerischem Mut, Kreativität und der einen oder anderen Portion Glück. Heute wird das Unternehmen in fünfter Generation von den Nachfahren von Carl Hafner geführt. Jede von ihnen prägte C.HAFNER auf ihre eigene Weise.
Selbständigkeit und Wirtschaftlichkeit
Wegweisend ist der unternehmerische Mut der ersten Hafner-Generation: Mit der Ausgründung der Scheideanstalt wagt Carl Hafner (1830–1891) im frühindustriellen Pforzheim den Schritt in die Selbstständigkeit. Über seinen Charakter ist wenig bekannt; laut eines Arbeitszeugnisses aus seiner Lehrzeit wird Carl Hafner für seine „Treue, Redlichkeit, Thätigkeitsliebe [sic] und Moralität“ geschätzt. Zudem hat er offenbar unternehmerisches Gespür: Mitentscheidend für die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens ist die Anpassung an den Markt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Kaufkraft im Zuge der Wirtschaftskrise nach dem Wiener Börsenkrach 1873 schwindet. Statt wie bisher möglichst reines Gold sind billigere Legierungen gefragt. Das Scheidgut, das die Kehretsanstalt zum Recycling erhält, ist entsprechend niederkarätiger, der Scheideprozess aufwändiger. C.HAFNER erweitert und verbessert seine Apparaturen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Professionalisierung und Konsolidierung
Robert Hafner senior (1866–1946) knüpft nahtlos an die von seinem Vater angestoßene Entwicklung an, indem er die chemische Analytik ausbaut. Er erwirbt 1892 die Probieranstalt Carl Dieterle. Durch die Professionalisierung wird Scheiden und Legieren noch genauer, die Produkte werden den Anforderungen des Marktes angepasst. C.HAFNER etabliert sich als zuverlässiger Edelmetalllieferant.

In der Erinnerung einer ehemaligen Mitarbeiterin von C.HAFNER, die sie in Briefen festgehalten hat, ist Robert Hafner senior ein akribischer Patron: „Herr Hafner sen. war bewunderungswürdig für mich in der Fähigkeit, bei den Pulten der Angestellten, über die er sich ab und zu […] beugte, Fehler irgendwelcher Art zu entdecken.“ Gleichwohl habe er während der Inflation und Arbeitslosigkeit der Zwischenkriegsjahre für die Belegschaft gesorgt, etwa mit Sonderzuwendungen und Kurzarbeit statt Entlassungen.
Abbildung: Werbekarte mit dem Angebot von C.HAFNER.
Innovation und Wiederaufbau
In den 1920er-Jahren tritt mit den Brüdern Herbert (1894–1941) und Robert Hafner junior (1900–1989) die dritte Generation ins Unternehmen ein. In jener Zeit erfolgt erstmals die Produktion von Halbzeugen wie Blech, Draht und Rohren für die Schmuckindustrie. Der Chemiker Herbert Hafner ist besonders innovationsfreudig: Er richtet ein metallurgisches Laboratorium ein und entwickelt das sogenannte Elfenbeingold – eine Goldlegierung für Zahnprothesen. Damit steigt C.HAFNER ins Dentalgeschäft ein, das sich zu einem einträglichen Bereich entwickelt.

Die große Leistung von Robert Hafner junior, der das Geschäft nach dem frühen Tod seines Bruders und jenem seines Vaters allein weiterführt, ist der Wiederaufbau des Unternehmens, das im Zweiten Weltkrieg fast gänzlich zerstört wurde. Er zeigt Durchhaltewillen und Optimismus in der Krise.

Modernisierung und Kreativität
In der Ägide der vierten Generation wird der Betrieb mit EDV-Lösungen modernisiert – zunächst mit Lochkarten, später mit elektronischer Buchhaltung. Ruth Reisert-Hafner (*1928), Tochter von Robert Hafner junior, setzt kreative Akzente und prägt mit gezieltem Marketing die Außendarstellung von C.HAFNER. Durch sie initiierte Fortbildungen und Workshops für Dentaltechnik stärken den Kontakt zu Kunden und tragen dazu bei, dass das Dentalgeschäft zu einer wesentlichen Ertragssäule wird. Ihr Cousin, Jobst Werner Hafner (1929–2004), Sohn von Herbert Hafner, verantwortet die technologische Weiterentwicklung des Unternehmens. In der Produktion verändert sich viel: Die Laboratorien werden ausgebaut, die Galvanotechnik im Dentalbereich eingeführt. Kreativhalbzeuge als Vorprodukte für Schmuck sowie die Palladiumlegierung werden entwickelt.

Digitalisierung und Diversifizierung
Als 1995 mit Philipp Reisert (*1963) und seiner Cousine Birgitta Hafner (*1963) die fünfte Generation das Steuer übernimmt, zeichnen sich in zwei bisher wichtigen Bereichen Veränderungen ab. Die Schmuckindustrie in Pforzheim, auf die man sich lange fokussiert hat, kämpft ums Überleben. Wegen steigender Edelmetallkurse und neuen keramischen Produkten verliert das Dentalgeschäft an Bedeutung. Der Versuch, in die Keramikproduktion einzusteigen, ist nicht erfolgreich. Als Lehre daraus fokussiert sich C.HAFNER auf das Kerngeschäft Edelmetalle – Dental bleibt ein einträglicher Bereich, aber in kleinerem Rahmen. Zudem reagiert man auf den Strukturwandel mit Diversifizierung und einem Technologieschub. Der Neubau einer modernen Recyclinganlage sorgt für Konsolidierung im Recyclinggeschäft. Die Digitalisierung hält Einzug, es werden neue Methoden eingeführt wie das CAD/CAM-basierte Fräsen, 3D-Implantatplanung und später 3D-Druck. Als neue Geschäftsfelder entstehen die Komponentenfertigung, die Produktion von Feingoldbarren – eine Folge der hohen Edelmetallkurse – und damit einhergehend der Edelmetallhandel.

Es sind nur Auszüge aus der 175-jährigen Geschichte von C.HAFNER, doch sie zeigen, wie sich das Unternehmen über die Jahrzehnte immer wieder den veränderten Bedingungen angepasst hat. Das ist nur möglich, wenn jede Geschäftsleitung verantwortungsbewusst handelt und das angetretene Erbe nachhaltig weiterentwickelt, die Vorgängergeneration den Nachkommen aber auch die Freiheit lässt, eigene Akzente zu setzen. Die Übergänge zwischen den Generationen verliefen bei C.HAFNER harmonisch, wie sich Birgitta Hafner erinnert: „Als wir 1995 die Geschäftsführung übernehmen durften, sind unsere Eltern in den Beirat gegangen. Es hat zum Erfolg beigetragen, dass wir immer auf ihre Erfahrungen zugreifen konnten und die Sicherheit hatten: Bei wichtigen Entscheidungen sind unsere Eltern noch da, um uns zu unterstützen und zu beraten. Das weiß ich heute noch wertzuschätzen.“ Und Philipp Reisert ergänzt: „Es ist ein großes Verdienst meines Onkels und meiner Mutter, dass sie mir und meiner Cousine sehr viel Vertrauen entgegengebracht und uns relativ schnell die Verantwortung übergeben haben. Wir teilen uns die Geschäftsführung, was Teil der Familientradition und ein Erfolgsrezept ist. Das ist sehr harmonisch, weil wir eine optimale Rollenverteilung gefunden haben.“
Eine so lange Unternehmensgeschichte erfordert nachhaltiges Denken und Handeln.
In Story 03 erfahren Sie mehr darüber.