Story 07: Verantwortung
Story 07: Verantwortung

Hand aufs Herz

Bei der Goldgewinnung setzt C.HAFNER ausschließlich auf Urban Mining. Um sicher zu gehen, dass das Edelmetall nicht aus unlauteren Quellen stammt, braucht es Transparenz – bei den Lieferketten, in der Analyse und Kommunikation. Ein Gespräch mit Dr. Philipp Reisert, geschäftsführender Gesellschafter von C.HAFNER, über Verantwortung, Kontrolle und Vertrauen.

Herr Dr. Reisert, C.HAFNER betreibt Urban Mining – verarbeitet also ausschließlich Sekundärmaterial wie Altgold oder Verarbeitungsabfälle aus der Schmuckherstellung. Inwiefern ist das nicht nur umweltfreundlich, sondern auch ethisch verantwortungsbewusst?

Dr. Philipp Reisert: Urban Mining hat für uns zwei große Vorteile. Der eine ist die Umweltfreundlichkeit, die uns sehr am Herzen liegt. Die Ökobilanz von Recyclingmaterial ist besser als jene von Minengold, weil die Emissionen und der Energieverbrauch, die durch den Abbau in der Mine entstehen, wegfallen. Da auch der Recyclingprozess Emissionen verursacht, achten wir sehr darauf, dass wir die vorgegebenen Grenzwerte weit unterschreiten und unser Betrieb möglichst sicher und umweltfreundlich ist.

Der andere Vorteil von Urban Mining sind transparente Lieferketten. Wir müssen nachweisen, dass wir durch unsere Aktivitäten keinen Terrorismus finanzieren, keine Kinderarbeit unterstützen, keine Geldwäsche oder andere kriminellen Machenschaften ermöglichen. Die Aufkäufer, Goldschmiedebetriebe, Industriebetriebe, die bei uns anliefern, sind alle in Europa. Das erleichtert uns die Kontrolle. Würden wir Minengold verarbeiten, müssten wir die Arbeit in der Mine kontrollieren, beispielsweise in Südamerika oder in Afrika. Wir sind als Unternehmen zu klein, um dort permanent präsent zu sein. Die Entscheidung, nur Sekundärmaterial aufzuarbeiten, reduziert unser Risiko, unethisch zu handeln.

Proben von Sekundärmaterial für die chemische Analyse.

Schmuck könnte aber aus Minengold gefertigt sein. Das bedeutet, dass auch Altgold aus problematischen Quellen in den Recyclingprozess gelangen kann.

Dr. Philipp Reisert: Gold hat eine sehr hohen Recyclingquote. 90 Prozent des jemals abgebauten Goldes ist nach wie vor im Umlauf. Es ist also möglich, dass in einer Kette, die ich heute im Laden kaufe, noch Goldanteile eines Schmuckstücks vorhanden sind, das einst Kleopatra getragen hat. Das bedeutet aber auch, dass ich heute nicht differenzieren kann, ob das Gold dieser Kette in seinem gesamten historischen Kontext sauber abgebaut wurde. Auf den verantwortungslosen Abbau von Edelmetallen vor 2300 Jahren kann ich heute nicht mehr reagieren. Und ich kann auch nicht herausfinden, aus welcher Zeit oder aus welchen Minen das verarbeitete Gold ursprünglich stammte. Ich kann nur dafür sorgen, dass das, was heute und in Zukunft mit dem Gold passiert, unter ethischen Bedingungen geschieht. Dafür sind wir verantwortlich. Und daher gilt Sekundärmaterial grundsätzlich als ethisch unproblematisch, wenn ich die Quelle kenne.

Würde mir aber zum Beispiel ein Lieferant frisch abgebautes Minengold unterjubeln wollen, kann ich das durch eine chemische Analyse kontrollieren. Jedes Material, das zu uns kommt, wird ohnehin analysiert, um zu prüfen, wie hoch der Edelmetallgehalt ist. Sekundärmaterial besteht aus Feingold in Kombination mit Kupfer, Silber, Palladium – also aus bekannten Legierungen. Wenn wir bei der Analyse zum Beispiel Arsen, Tantal, Tellur oder andere ungewöhnliche Elemente finden, die in bekannten Legierungen nicht vorkommen, lässt das auf Minengold schließen. Dann lehnen wir die Verarbeitung ab.

Angeliefertes Edelmetall wird vor der Verarbeitung genau analysiert.

Warum müssen Sie trotz dieser Überprüfbarkeit Ihre Lieferanten und Kunden sehr gut kennen, um alle Ihre Standards einzuhalten?

Dr. Philipp Reisert: Mit der chemischen Analyse des Goldes kann ich Geldwäsche oder die Finanzierung von Terrorismus nicht ausschließen. Deshalb müssen wir unsere Quellen gut kennen und nach dem Know-your-Customer-Prinzip genau überprüfen. Wir machen bei jedem Lieferanten eine Hintergrundrecherche, ein Audit und besuchen ihn persönlich. Wer ist der „beneficial owner“? Gibt es im Umfeld des Unternehmens kritische Personen? Und so weiter. Diese Prüfung entspricht den OECD-Richtlinien und ist sehr umfangreich, aber sie ist wichtig, um sicher zu gehen, dass an der Quelle nichts Unlauteres passiert. Auch wir werden jährlich vom Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG überprüft und zertifiziert. Es gibt Kunden, die uns besuchen und diesen Prozess überprüfen. Diese Transparenz und der Nachweis, dass wir die Risiken im Griff haben, sind sehr wichtig für uns.

Stichwort Transparenz: Wie kommuniziert C.HAFNER über Ursprung und Herkunft der Edelmetalle – zum Beispiel, wenn Kunden Belege verlangen?

Dr. Philipp Reisert: Die erwähnten Überprüfungen der Lieferketten, die Einhaltung der OECD-Standards, zertifiziert im Good-Delivery-Status der London Bullion Market Association oder dem CoC-Standard des Responsible Jewellery Council RJC sind wichtige Belege für unsere Vertrauenswürdigkeit. Indem sie klare Kriterien und Standards festlegen, die wir einhalten müssen und die überprüfbar sind, können wir den Kunden zeigen, dass wir verantwortungsvoll handeln und unsere Produkte und Prozesse sauber und sicher sind. Wir haben einen guten Namen, der aber nur so gut bleibt, wie er einer externen Überprüfung standhält. Insofern sind die Zertifikate für uns auch eine Möglichkeit, transparent zu kommunizieren.

Bestimmt gab es schon den Fall, dass sich ein Zulieferer als Betrüger entpuppte. Wie geht C.HAFNER damit um?

Dr. Philipp Reisert: Unser System würde nicht funktionieren, wenn wir noch keinen solchen Fall gehabt hätten. Wenn wir Minengold in einer Lieferung entdecken, lehnen wir die Aufarbeitung ab und geben das Material zurück. Bei den Lieferketten ist es etwas komplexer: Hier haben wir ein Ampelsystem. Grün heißt, dass alles geprüft und unproblematisch ist. Bei Gelb gibt es Hinweise auf Unstimmigkeiten und bei Rot ist der Lieferant oder Kunde für uns tabu. Gelb ist also der Bereich, in dem wir noch genauer hinsehen müssen. Das bedeutet zunächst ein zusätzliches Audit durch unsere eigenen Leute. Wenn wir dann noch ein schlechtes Gefühl haben, gibt es die Möglichkeit, dass wir die Lieferanten oder Kunden durch eine dritte Partei nochmals prüfen lassen. Wenn wir nach der Überprüfung nicht vollends von dem Kunden überzeugt sind, wird aus Gelb Rot. Leider ist häufig dort, wo Rauch ist, auch Feuer.

C.HAFNER kennt die Ankäufer, die Altgold anliefern, ganz genau.

Auch bei sozialen Themen übernimmt C.HAFNER Verantwortung. Darum geht es in Story 08.

2025 feiert C.HAFNER seinen 175. Geburtstag. Auf dieser Seite erfahren Sie mehr über das Jubiläum und die Geschichte von C.HAFNER. Informationen zum Unternehmen finden Sie auf www.c-hafner.de