Story 09: Kreativität & Offenheit
Story 09: Kreativität & Offenheit

Grenzenlose Entwicklungsfreude

„Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, sondern diejenige, die am besten auf Veränderungen reagieren kann.“ Was Charles Darwin einst über die Natur sagte, lässt sich in mancher Hinsicht auf die Unternehmenswelt übertragen. Märkte und Branchen, Kunden und Nachfrage verändern sich. Um auf die Veränderungen zu reagieren, muss ein Unternehmen vor allem bereit sein, sich selbst zu verändern. Kreativität und Offenheit werden dann zur Überlebensprämisse, wie folgende Beispiele aus der Unternehmensgeschichte von C.HAFNER zeigen.

Sich in der Krise neu erfinden

Dass sich Märkte verändern, hat C.HAFNER nicht erst in den 1990er-Jahren gelernt. Aber ab diesem Zeitraum waren die Veränderungen, mit denen das Unternehmen konfrontiert wurde, besonders groß. Über etwa 100 Jahre hinweg hatte die Pforzheimer Schmuckindustrie den überwiegenden Teil der Kunden von C.HAFNER gestellt. Plötzlich kämpfte die Branche ums Überleben. In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends stiegen dann die Goldpreise, was das bisher florierende Dentalgeschäft bremste. Genau diese Krise bot dem Unternehmen die Chance, sich auf einen völlig neuen Geschäftszweig einzulassen: Goldbarren und Edelmetallhandel. Durch die gestiegenen Edelmetallkurse und das ausgebaute Recyclinggeschäft war mehr Gold da, als über Halbzeug oder Dentallegierungen Abnehmer fand. So begann C.HAFNER Goldbarren zu produzieren – und öffnete sich für einen großen Markt und ein komplett neues Kundensegment.

Goldbarren sind ein wichtiger Geschäftszweig von C.HAFNER, der seinen Ursprung in der Krise der 1990er-Jahre hat. (© C.HAFNER)

Sich neuen Märkten annähern

Die Krise der Schmuckbranche in Pforzheim führte dazu, dass C.HAFNER sich für neue Märkte öffnete – namentlich den französischen und Schweizer Markt, wo noch eine große Nachfrage für Schmuck und Uhren bestand – und einen Auslandsvertrieb aufbaute. In der Schweiz gab es bereits ein Unternehmen, mit dem C.HAFNER schon lange zusammenarbeitete: Hilderbrand. Die Firma mit Sitz in Genf produziert Lotpasten für die Uhrenherstellung, die damals in Deutschland durch C.HAFNER vertrieben wurden. Schon Jobst Werner Hafner hatte eine gute Beziehung zum Unternehmensgründer. Als sich der damalige Eigentümer von Hilderbrand, Walter Niedermann, um eine Nachfolge bemühte, bot sich 2013 die Gelegenheit für C.HAFNER, das Geschäft zu übernehmen. „Die Firma Hilderbrand war sicherlich die wichtigste Übernahme für uns, weil sie uns nicht nur den Schweizer Markt öffnete, sondern auch die Pulvertechnologie ins Unternehmen brachte, die eine Voraussetzung für den 3D-Druck war“, sagt Geschäftsführer Philipp Reisert rückblickend. Die daraus hervorgegangene hybride Komponentenfertigung – 3D-Druck in Kombination mit CNC-Bearbeitung – ist eine weitere Entwicklung der letzten Jahrzehnte, mit der sich C.HAFNER durch Innovation, Offenheit und Kreativität ein neues Geschäftsfeld und damit neue Märkte, insbesondere im industriellen Bereich wie Medizinprodukte oder Messtechnik, erschlossen hat.

Die Übernahme des Lotpastenherstellers Hilderbrand ermöglichte C.HAFNER den Zugang zum Schweizer Schmuck- und Uhrenmarkt.

Den Mut haben, groß zu denken

Die Expansion über die Landesgrenzen hinaus wagte C.HAFNER bereits in den 1980er-Jahren. Damals gründete das Unternehmen seine bisher erste und einzige Betriebsstätte im Ausland – in Griechenland. In jener Zeit stellte das Dentalgeschäft ein zentrales Standbein von C.HAFNER dar, das auch international sehr erfolgreich war. Um die Marktanteile zu steigern, wurden unter anderem Wettbewerber und Vertriebspartner übernommen, darunter etwa die Firma Schlemme in Norddeutschland. In Griechenland lief das Dentalgeschäft besonders gut, weshalb man sich entschied, dort nicht nur eine Niederlassung, sondern auch eine Fertigung zu eröffnen. Im Zuge der steigenden Goldpreise und der Entwicklung von neuen keramischen Produkten, die im Dentalbereich zunehmend wichtiger wurden, brach das Dentalgeschäft Ende der 1990er-Jahren wie erwähnt ein, sodass die griechische Niederlassung nach einer relativ kurzen erfolgreichen Zeit schließlich geschlossen wurde.

Eröffnung der griechischen Niederlassung 1986.

Wissen, wann es nicht passt

Wer offen und kreativ ist, Grenzen überwindet und etwas Neues ausprobiert, kann auch scheitern: Der Versuch, in den 1990er-Jahren mit dem englischen Tochterunternehmen Surcotech in den Bereich keramische Farben einzusteigen, sollte nicht gelingen.

Surcotech produzierte Farben aus Edelmetall, mit denen Keramikgeschirr verziert wurde – eigentlich ein naheliegendes Geschäft für C.HAFNER. Wirtschaftlich war der Kauf jedoch kein Erfolg, wie Philipp Reisert erzählt: „Wir waren am Ende zu klein, um das gewinnbringend zu betreiben, und haben Surcotech wieder verkauft.“ Die Firma existiert übrigens heute noch als Teil des spanischen Unternehmens Torrecid.

Ob kurzfristiger Höhenflug, langfristiger Erfolg oder gescheiterte Versuche – ein Unternehmen muss stets den Mut und den Willen aufbringen, sich zu verändern und wieder aufzurappeln. „Es muss in der Lage sein, auch Misserfolge zu kompensieren“, sagt Philipp Reisert. Sich in diese Lage zu versetzen, braucht die Offenheit, Neues auszuprobieren, und die Kreativität, auch bestehende Geschäftsfelder neu zu denken. Diese beherzte Freude an der eigenen Weiterentwicklung ließ eine Diversifizierung entstehen, die C.HAFNER heute besonders resilient macht.

In Story 10 lesen Sie, wie Diversifizierung und darin enthaltene Gegensätze zu einer ganzheitlichen Kompetenz verschmelzen.

2025 feiert C.HAFNER seinen 175. Geburtstag. Auf dieser Seite erfahren Sie mehr über das Jubiläum und die Geschichte von C.HAFNER. Informationen zum Unternehmen finden Sie auf www.c-hafner.de